Geschichte der Faszien
In der Geschichte der Anatomie war es Bindegewebe, welches exakte Zeichnungen von Muskeln, Knochen und Organen, verhinderte. Die Arbeit sollte darin bestehen, das Bindegewebe sauber zu beseitigen, damit man zu den noch heute benutzten anatomischen Bildern kommt. Das dreidimensionale Netz aber fiel dem Skalpell zum Opfer, wobei das Bindegewebe eine tragende Rolle spielt. Es besitzt plastische als auch elastische Besonderheiten und ist formbar. Man kann dies an einem verstauchten Knöchel demonstrieren. Wenn man das betrachtet, wird der Körper an den überdehnten Stellen zur Stabilisierung neues Bindegewebe aufbauen. Aber meistens übertreibt der Körper dabei und die Fußgelenk-Beweglichkeit wird eingeschränkt bleiben. Es können sich Folgen für die Statik im ganzen Körper und die Bewegungsmöglichkeiten sich überall im Organismus zeigen. Das wurde erkannt und man nutzte die plastische Eigenschaft des Bindegewebes, was dann auch als Organ der Form bezeichnet wurde.
Ein neues Kapitel der Bedeutung der Faszien
Laut Aussagen von Forschern soll das Faszientraining das Muskeltraining nicht ersetzen. Es soll als eine sinnvolle Ergänzung gedacht sein. Aber machen uns Faszien krank? Warum tun sie weh? Faszien nennt man einen bestimmten Teil des Bindegewebes. Es sind feine weiße Häutchen, die alle Körperstrukturen wie Muskeln, Knochen, Gelenke, Organe und sogar Nerven umhüllen. Bildlich kann es sich auf eine Orange beziehen. Jede Wabe der Orange ist von einer zarten Hülle umgeben. Sie trennt die Strukturen und Segmente der Orange voneinander ab und gibt ihnen gleichzeitig Halt. Genauso ist es mit unserem Körper. Diese wichtige Rolle die die Faszien spielen, blieb lange Zeit unentdeckt. Der Biologe Dr. Schleip von der Universität Ulm, heute ein bekannter Faszienforscher, begann als Therapeut und behandelte seine Klienten mit „Rolfing“. Das ist eine manuelle Körperarbeit und es manipuliert ganz gezielt das Fasziennetz. Schleip bemerkte es täglich, dass mit dem Rolfen es den Schmerzpatienten besser ging. Aber der Naturwissenschaftlicher war damit unzufrieden, wie viel Kenntnis die Medizin über das Bindegewebe hat.
Faszientraining als Anti-Aging
Mittlerweile hat man erkannt, dass regelmäßiges Training die Gelenke im Alter geschmeidiger werden lässt. Es lässt Menschen mit gut trainierten Faszien jünger aussehen. Es ist die harmonische Bewegung die das vollbringt. Vor dem Älterwerden generell kann diese Methode aber nicht schützen. Viele kennen die ungeliebte Röllchen und Dellen, an Hüfte, Taille oder an den Oberschenkeln. Der Grund dafür besteht in der nicht genügenden Dehnbarkeit der Faszien die oberflächlich liegen und sich seitlich von den Oberschenkeln bis zu den Knien bewegen. Es kann an diesen Stellen, oft durch gewisse Gene, Fettspeicher und Wasseransammlungen entstehen. Die berühmt-berüchtigte Cellulite.
Mit steten Faszien-Übungen ist man der Meinung, dass die Konturen gestrafft und den Dellen entgegen gewirkt werden. Ob das der Kaiserweg im Kampf gegen die Bindegewebsschwäche ist, bleibt noch dahingestellt. So wird nach täglichen Übungen eine Wahrnehmung in Aussicht gestellt. Es gibt aber Mediziner, die einen durchschlagenden Erfolg verneinen. Ihre Begründung dazu: Kollagen entwickelt sich im Bindegewebe nicht neu. Die Massage kann höchstens beeinflussen, in welche Richtung die Kollagenzellen wachsen und auf diese Art und Weise stabilisiert werden.
Faszien-Anatomie
Faszien können in drei unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden:
- Oberflächliche Faszien
Sie befinden sich direkt unter der Haut und Unterhaut und sind stark dehnfähig. Sie können Körperfett aufnehmen, bei Gewichtszunahme oder beispielsweise bei einer Schwangerschaft. - Tiefe Faszien
Diese Faszien befinden sich unter einer weiteren Fettschicht, sie sind nicht so dehnbar und nicht so stark durchblutet, wie die oberflächlichen Faszien. Sie sind stark nerval innerviert und für die Schmerzweiterleitung verantwortlich. Ein wichtiger Baustein der tiefen Faszien sind spezielle Bindegewebszellen, die den Muskelzellen der glatten Muskulatur ähneln. Sie können Kollagen produzieren und sind in der Lage mit Kontraktion und Entspannung auf chemische als auch mechanische Reize zu reagieren. - Organfaszien
Sie verhüllen die Organe, sie sind nicht so dehnfähig bei einer gleichbleibenden Spannung. Sie sind verantwortlich für die Stützfunktion und die Absicherung der Organe. Wenn die Spannung der Organfaszie zu locker ist, kann das zu einem Organvorfall führen. Wenn die Spannung zu fest ist, gibt es eine Beeinträchtigung bei der Gleitfähigkeit der Organe.
Faszien-Aufgaben
Faszien bilden die Verbindung von allen Körpersystemen. Sie verursachen ein Ganzkörpernetzwerk aus einer Struktur die gitternetzartig ist und keinen Anfang und kein Ende hat. Dieses Gewebe ist dafür verantwortlich, dass die unterschiedlichen Strukturen des Körpers zusammengehalten werden. Sie funktionieren auch als ineinandergreifendes Zahnrad, ein ganzes System, sofern keine Störungen vorliegen.
Wenn der Körper nicht durch die Faszien gestützt würde, würde er zusammenfallen. Sie verbinden zwar alle Gewebe untereinander, stellen aber gleichzeitig die gegenseitige Abgrenzung von der benachbarten Muskulatur und Organen her.
Faszien haben eine 3D Elastizität und sind sehr flexibel, außerdem können sie sich an unterschiedliche Belastungen anpassen. Sie kann sich bei einer starken Belastung verdichten und bringt der Muskulatur auf diese Weise Schutz. Da das Bindegewebe in die muskuläre Kraftübertragung eingreift, setzt innerhalb der Muskelketten und Muskelschlingen der Krafteinsatz der Muskeln an der Sehne an und verliert dadurch nicht die Kraft im benachbarten Gewebe.