Der Aufbau der Faszien
Das menschliche Netz des Bindegewebes, also die Faszien, war bisher nur Kennern bekannt – verantwortlich für die komplette Elastizität und Formbarkeit als Struktur für den ganzen Körper. Aktuelle medizinische Forschungen haben jedoch mittlerweile ergeben, dass das Bindegewebe viel mehr regelt und somit wurde das internationale Interesse geweckt. Natürlich wurden diese Erkenntnisse im medizinischen wie auch sportlichen Bereich angewendet und revolutionierten die komplette Fitness. Waren die Trainingsansätze bisher nur auf den Aufbau der Muskeln begrenzt, so wurde mit der Erkenntnis der Faszien und deren Funktion das Trainingsprogramm mit der Fascial Fitness deutlich verbessert. Es wurde eine leistungsstarke und energetische Art der Entspannung aufgebaut und das Bindegewebe elastisch und zugleich stützend gemacht. Man könnte sagen reißfest wie ein Zugseil, biegsam wie Bambus, sowie geschmeidig wie eine Gazelle wurden die begeisterten Anhänger des Faszientrainings.
Schmerzhafte Reibereien in den Bandscheiben und Hüftgelenken wurden vermindert sowie die Belastbarkeit der Bänder und Sehnen erhöht.
Der elastische Schwung lässt mit dem Alter bekanntlich nach, nicht so mit dem Faszientraining. Dieses Training ist ein wahrer Jungbrunnen und befreit den Körper von den bewegungseinschränkenden, verfilzten Kollagen-Fasernetzen. Eine Kräftigung dieses Lebensnetzes ist die Voraussetzung, denn man ist quasi nur so alt wie das Bindegewebe.
Im gesamten menschlichen Körper befinden sich diese Faszien, die ebenfalls als Muskelhaut bezeichnet werden. Es ist ein Gewebe, welches kollagenreich und faserig ist. Eine Verhärtung führt unweigerlich zu Schmerzen in den Bereichen des Nackens, des Bauchs oder Rückens
Was ist nun überhaupt Muskelhaut?
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Hierbei unterscheidet man in drei Kategorien:
- oberflächige Faszien
- tief liegende Faszien
- viszerale Faszien
Bestandteil des Gewebes der Unterhaut sind die oberflächigen Faszien. Diese Muskelhaut umgibt die Drüsen, Nerven und Blutgefäße. Auch verbindet diese Muskelhaut das Gewebe und die Organe miteinander. Die tief liegenden Faszien umgeben die Gelenke, Muskeln und Knochen sowie alle inneren Organe. Für den Schutz und die Aufhängung der inneren Organe sind die viszeralen Faszien zuständig. Hierbei hat jedes wichtige Organ seine eigene Muskelhaut, sein eigenes Fasziengewebe. Beispiele hierfür sind: das Brustfell der Lunge, der Herzbeutel für das Herz und die Hirnhaut für das Gehirn. Je nach Aufgabe und Position, welche den Faszien bzw. dem Bindegewebe zukommt, sind diese unterschiedlich elastisch. So sind die oberflächlichen Faszien immer stärker dehnbar als die tief liegenden. Diese sind deutlich stärker und belastbarer in der Zugkraft. Das bringt nicht zuletzt der hohe Anteil an Kollagen mit sich.
Wie sind Aufbau und Anatomie bei der Muskelhaut?
Da die Faszien sich wie ein Netz durch den gesamten Körper ziehen, sind sie überall verteilt und schützen bzw. umhüllen Sehnen, Blutgefäße, Knochen, Muskeln und Organe. Die Fascia superficialis (oberflächliche Faszien) liegen direkt unter der Haut und die Fascia profunda (tiefe und viszerale Faszien) durchziehen den gesamten Körper. Wesentliche Bestandteile der Fascia profunda sind neben dem hohen Maß an Kollagen noch Elastin und Wasser. Diese Struktur des Bindegewebes wird von Lymphbahnen durchzogen, worin die Lymphflüssigkeit transportiert wird. Gruppen von Muskeln oder jeder einzelne Muskel wird dabei von den Faszien umhüllt. Hierbei werden die faserigen Bestandteile der Muskeln von Epimysium (Verschiebeschicht) eingeschlossen, welche wiederum von Faszien umgeben wird.
Maximal 3 Millimeter dick ist die weiße und dünne Faszienschicht. In ihr sind die Nervenenden untergebracht, welche auf Sinnes- und Schmerzrezeptoren reagieren. Wird nun auf die Faszien Schwingung, Druck oder eine veränderte Temperatur ausgeübt oder werden beispielsweise chemische Veränderungen im Milieu sowie eine Änderung der Bewegung ausgelöst, so reagieren diese Rezeptoren. Die Faszien sitzen dabei oftmals an den Ansatz- bzw. Ursprungsstellen der Muskeln. Wird nun der Körper zu wenig bewegt, können diese Faszien verkleben, was wiederum zu kleinen Rissen führen kann. Das erklärt die Empfindung von Schmerz.
Erst in den letzten Jahren wurde die Bedeutung der Faszien bekannt. Wurde bisher angenommen, dass es sich dabei nur um Füllmaterial handelt, musste dies revidiert werden, denn die Faszien sind bei den meisten wichtigen Prozessen im Körper beteiligt.
Somit ist z. B. bei einer Schwangerschaft oder bei der Atmung die Position der Organe veränderbar. Zudem sind die Faszien für die Lage der Muskeln verantwortlich und geben ihnen ihre Form. Sie sorgen für ausreichend Festigkeit und wirken unterstützend bei der Muskelkontraktion. Hinzu kommt eine sinnvolle Trennung der Muskeln, sodass sich diese, wenn sie eng beieinanderliegen, nicht gegenseitig in der Funktion beeinflussen. Auch können sich die Faszien selbst zusammen ziehen und die Kräfte auf das Skelettsystem sowie zwischen den unterschiedlichen Muskeln übertragen. Dadurch sind die Bewegungsabläufe und ein Zusammenspiel der Gelenke reibungslos möglich.
Unterschiedliche Körperzellen kommunizieren über die Faszien und besitzen eine hohe Fähigkeit das Wasser im Körper zu binden. Neben der Wasserspeicherung können die oberflächigen Faszien zudem Fett speichern und werden somit als Energie- und Wasserspeicher angesehen. Stöße bei Bewegungen werden als Puffer gedämpft und Gelenke und Bänder stabilisiert. Das Eindringen von Fremdkörpern wird durch eine faszieneigene Schutzschicht verhindert. Auch enthalten die Faszien spezifische Zellen des menschlichen Immunsystems.