Faszien – Aufbau, Funktion, Aufgaben, Training
Die Faszien, sowie der gesamte Faszienapparat waren über lange Zeit hinweg wenig beachtete und weitgehend unerforschte Strukturen. Der Erkenntnis ihrer umfangreichen Aufgabengebiete und unterschiedlichen Funktionen, die weit über den Zusammenhalt von knöchernen Strukturen im Gelenkbereich oder der Organstabilisierung hinausgehen, war zunächst die Erforschung ihrer Anatomie nötig. Im Folgenden soll ein kurzer aber dennoch umfassender Einblick in die den anatomischen Aufbau der Faszien und des Strukturverbandes des Faszienapparates gegeben werden.
Was sind Faszien – Aufbau und medizinischer Hintergrund
Die Faszien – der aus dem Latein stammende Begriff, der übersetzt „Band“ oder „Bündel“ heißt – stellen in ihrer Gesamtheit ein den gesamten Körper durchziehendes Netzwerk dar, das vielfältige Aufgaben hat. Aus dieser Begrifflichkeit lässt sich auch die Struktur dieses Gewebes ableiten. Das Fasziengewebe besteht überwiegend aus Kollagenfasern und Elastin, die rautenförmig in der Art einer Flechtarbeit miteinander verwoben sind. Je nach Körperstelle unterscheiden sich Form und Aufbau der Faszie um den spezifischen Anforderungen bestmöglich nachkommen zu können. Dieses Gewebe durchzieht den gesamten Körper. An den Enden der Muskeln vereint sich die Faszie mit der Muskelsehne, die sich dem Knochen anheftet.
Faszien selbst sind passive Strukturen, verfügen also über keinerlei Eigenbeweglichkeit. Aufgrund ihrer Bauweise können sie den Muskeln Form und Festigkeit geben und schützen sie vor Verletzungen durch Reibung an Knochen und Gelenken, aber auch vor Reibungen einzelner Muskelgruppen untereinander. Zudem sorgt das Fasziengewebe dafür, dass die inneren Organe sich in ihrer Topographie nicht verändern. Auf der anderen Seite sorgt es dafür, dass sie bei einer Schwangerschaft, verschoben werden können, ohne verletzt oder in ihrer Funktion eingeschränkt zu werden.
Aufbau und Aufgaben des Fasziengewebes
Es werden unterschiedliche Faszien unterschieden, die sich, je nach dem an welcher Körperstelle sie sich befinden oder mit welcher Funktion sie betraut sind, in der Zusammensetzung oder Kombination ihrer Bestandteile unterscheiden.
Das Fasziengewebe besteht aus den folgenden vier Bausteinen:
- Kollagen – auch Strukturprotein genannt – sorgt für die feste, formgebende Struktur. Kollagen ist stark dehnbar und reißfest.
- Elastin – ebenfalls ein Strukturprotein, das sich durch seine enorme Elastizität auszeichnet. Man kann es mit einem Gummiband vergleichen, das immer wieder in die ursprüngliche Ausgangsform zurückkehrt.
- Bindegewebszellen – sind die Produzenten der Faszienfasern. Je nach Beanspruchung des Muskels werden die entsprechenden Mengen an Fasern gebildet. In einem Zyklus von etwa zwei Jahren wird das gesamte Fasziengewebe erneuert. Ebenso sind die Bindegewebszellen für die Kommunikation der Zellen untereinander zuständig.
- Matrix – ist die Flüssigkeit, mit der die Fasern und Zellen umgeben sind. Hier finden sich Abwehr-, Lymph- und Fettzellen sowie Blutgefäße, Nervenendigungen und Wasser. Das lockere Bindegewebe, das die Bauchhöhle zwischen den Organen ausfüllt und die unteren Hautschichten auspolstert enthält viel Flüssigkeit, sowie Abwehr- und Lymphzellen. Straffes Bindegewebe besteht vor allem aus Kollagen. Es bildet Bänder und Sehnen, die dünne Schicht, die die Muskeln umgibt und die festen hüllen, mit denen die Organe umgeben sind. Es weist eine parallele Struktur auf, die besonders zugkräftig ist. Das unregelmäßige Bindegewebe bildet die Unterhaut und die Hirnhaut, Bauchfell und Brustfell, es enthält relativ wenig Flüssigkeit und Elastin, jedoch viele Fasern und Kollagenbündel.
Die Hauptaufgaben der Faszien bestehen aus der Kommunikation, der Reizweiterleitung und der Versorgung, sie schützen, polstern und geben Strukturen vor und sorgen bei der Bewegung für die Kraftübertragung und -speicherung, sowie dafür, dass Spannungen gehalten und Muskeln gedehnt werden können. Diese Grundfunktionen ergänzen oder bedingen einander. Aufgrund dieser Komplexität in ihrer Funktion plädieren die Forscher dafür das Bindegewebe als Sinnesorgan aufzufassen. Damit ist nicht die Haut sondern das Bindegewebe das größte Sinnesorgan des Körpers. Die Faszien senden permanent Informationen an das Gehirn, aus denen z.B. wichtige Daten zur Bewegung und der Lage des Körpers im Raum errechnet werden. Daher wird das Bindegewebe auch als körperweites Informationssystem betrachtet. Da sich Nervenendigungen in den Faszien befinden kann das Bindegewebe als Teil des Nervensystems verstanden werden und stellt die Verbindung zum vegetativen Nervensystem dar, was zum Beispiel bei Massagen eine entscheidende Rolle spielt.
Wie funktionieren Faszien – Fasziale Dynamik
Um den unterschiedlichen Aufgaben gerecht werden zu können, treten Faszien in vielgestaltigen Formen auf: Als Weichteilbestandteil des Bindegewebes sind sie im Gelenkbereich als Gelenkkapsel vertreten, sie umhüllen als feine Häute die einzelne Muskeln und fassen diese zu Muskelgruppen zusammen, als derbe Sehnen verbinden sie die Muskeln mit den Knochen und sorgen als für den elastischen Halt der inneren Organe, die durch sie reversibel verschiebbar sind – ein für die Schwangerschaft lebensnotwendige Fähigkeit des Körpers. Darüberhinaus umhüllen sie als sogenannte „Meningen“ – siehe Meningitis, Hirnhautentzündung – Gehirn und Rückenmark, als „Pericard“ umgeben sie schützend das Herz und als „Pleura“ legen sie sich um die Lungen.
Man trennt also unterschiedliche Arten von Faszien, die sich, je nach dem an welcher Körperstelle sie sich befinden oder mit welcher Funktion sie betraut sind, in der Zusammensetzung oder Kombination ihrer Bestandteile unterscheiden. Grundlage all dieser Eigenschaften liegt in der Substruktur der Faszie begründet. Sie besteht aus zugfesten und miteinander verwobenen Kollagenfasern, sowie Elastin, das für ihre Dehnbarkeit sorgt.
Unterschiedliche Faszien, je nach dem an welcher Körperstelle sie sich befinden oder mit welcher Funktion sie betraut sind, verfügen über unterschiedliche Zusammensetzungen oder Kombinationen ihrer Bestandteile. Die charakteristischen Bestandteile der Faszien, flexibles und dehnbares Kollagen das als Strukturprotein formgebend und formerhaltend auftritt, ist neben dem ebenfalls strukturgebenden Elastin, das sich durch seine enorme Elastizität auszeichnet, sind zwar nicht nur im Fasziengewebe vorhanden, leisten hier jedoch ihre gewebespezifische Arbeit. Mit einem Gummiband vergleichbar, nimmt das Fasziengewebe immer wieder die ursprüngliche Ausgangsform an – jedoch ohne im Laufe der Zeit zu erschlaffen. Die Bindegewebszellen sind die Produktionsorte der Faszienfasern.
Entsprechend der Beanspruchung des Muskels werden unterschiedliche Mengen an Fasern gebildet. Eine vollständige Erneuerung des Fasziengewebes erfolgt in einem Turnus von ungefähr zwei Jahren. Die Bindegewebszellen sind jedoch nicht nur für die stete Erneuerung des Fasziengewebes verantwortlich, sondern sind auch für die Kommunikation der Zellen untereinander zuständig – es werden Informationen über Temperatur, chemische Zusammensetzung des umgebenden Gewebes, Druckeinflüsse und Körperhaltung weitergeleitet.
Das Fasziengewebe – ein Organsystem mit vielen Funktionen
Das körperweite System des Faszienapparates ist also mehr als ein verbindendes Element. Die so genannte Matrix schließlich ist eine Flüssigkeit, die Fasern und Zellen umgibt. In Abhängigkeit der Art des Bindegewebes unterscheidet sich ihre Zusammensetzung. In ihr finden sich Lymph- und Fettzellen sowie Blutgefäße, Nervenendigungen und Wasser. Außerdem wichtige Strukturen der Immunabwehr, wie beispielsweise die so genannten Fresszellen.
Man kann den gesamten Faszienapparat des menschlichen Körpers grob in drei Schichten einteilen, die verschiedene Aufgabenbereiche innehaben. Die oberflächlichen, im Unterhautgewebe liegenden Faszien sorgen für die Verschieblichkeit der Haut, sie schützen Nervenbahnen, beherbergen Lymphgefäße, sowie Drüsen und schützen als Wasser- und Fettspeicher das tiefer liegende Gewebe vor von außen einwirkender Kompression.
In der tieferen Körperregion verbinden die Faszien als Bindegewebsschichten oder als Stränge – hier namentlich die Sehnen – die Muskeln mit den Knochen und machen so eine gerichtete und kraftvolle Bewegung der Extremitäten oder des Kopfes überhaupt erst möglich. Weiterhin schützen sie einzelne Muskelgruppen vor dem gegenseitigen Reiben, formieren sich zu Gelenkkapseln, sorgen als so genannte Bänder für den Zusammenhalt gleichgerichteter Sehnen, zum Beispiel in den Bereichen der Hand- und Fußgelenke. Darüber hinaus umhüllen sie als hochsensible Häute die einzelnen Knochen, die Gelenkkapseln, die Blutgefäße und die Nervenbahnen.
Die dritte Schicht der Faszien, auch die Schicht der viszeralen Faszien genannt, ist für die Ortsstabilität der inneren Organe verantwortlich. Sie ermöglicht den Organen ihre Lage im Inneren des Körpers beizubehalten, sorgt jedoch bei Bedarf für deren reversiblen Verschieblichkeit. Die Mobilität der inneren Organe ist eine Lebensnotwendigkeit: bei Unfällen, die den Körper einer plötzlichen Kompression aussetzen, geben Organe wie Magen, Leber oder Darm nach, verschieben sich, um dem Druck auszuweichen und kehren in ihre ursprüngliche Lage zurück. Einen ähnlichen, wenn auch viel langsameren Vorgang stellt die Schwangerschaft dar. Auch hier geben die Organe nach und nach ihre Position auf, um dem entstehenden Leben Raum zu schaffen. All die geschieht unmerklich und ohne einen negativen Einfluss auf die Organfunktion.
Das Fasziennetzwerk – Kommunikation im Inneren des Körpers
Die Faszien stehen körperweit miteinander in Verbindung und bilden so das Fasziennetzwerk. Dieses Netzwerk ist in der Lage Schmerzsignale zu empfangen, es reagiert auf Druck und Schwingung, nimmt Temperaturunterschiede wahr, kann auf eine chemische Veränderung der Körperflüssigkeiten reagieren und verzeichnen Veränderungen der Körperbewegung und dessen Stellung im Raum. Die Faszie ist aufgrund ihrer Fähigkeit Wasser aufzunehmen ein wichtiger Wasserspeicher und dient als Teil der Immunabwehr der Gesunderhaltung des Körpers.
Die Spannung des Faszienapparates steht auch unter dem Einfluss des autonomen – des unbewussten – Nervensystems. Informationen, die über diese Nervenstruktur vermittelt werden stehen nicht unter unserer Kontrolle. Psychische Erlebnisse und Empfindungen, wie Freude und Wohlbefinden, aber auch emotionaler Schmerz und Stress finden im autonomen Nervensystem ihren Niederschlag. So führt eine positive psychische Disposition zu einer entspannten Körpersituation – ausgelöst durch eine, vom vegetativen Nervensystem induzierten optimalen Spannung der Faszien. Stress hingegen führt automatisch zu einer erhöhten Spannung im Faszienbereich, der das Befinden noch zusätzlich verschlechtert. Somatische Anspannung hat psychisches Unwohlsein wiederum zur Folge. Das Fehlen der inneren Ruhe und die Unfähigkeit des „Loslassens“ spiegeln auf der psychischen Ebene die Situation der somatischen Strukturen. Gezieltes Entspannungstraining, wie beispielsweise Autogenes Training, kann sehr wirkungsvoll dabei helfen, tiefliegenden Verspannungen, die letztlich auch psychische Ursachen haben können, zu lösen. Geschieht dies nicht, so läuft der Körper Gefahr, durch den permanent erhöhten Tonus unbeweglich, schmerzempfindlich und verletzlich zu werden. Faszien reagieren schnell auf negative Einflüsse wie Stress, zu geringe, oder falsche Bewegungsabläufe. Sie sind auf der anderen Seite jedoch ein hoch regeneratives Gewebe, das sich nach Korrektur der negativen Außeneinflüsse relativ schnell erholt.
Die Faszien – komplexe Aufgabenbereiche
Aus dieser Darstellung ergibt sich ein gänzlich anderes Bild von der Faszie, als das von dem für Cellulite verantwortliche Gewebe. Der Faszienapparat sorgt als körperweites Informationssystem, als stabilisierender Faktor, als formgebendes- und formerhaltendes Element und mobilitätschaffendes Gewebe für die Integrität des menschlichen Körpers. Wie wir sehen besteht die Hauptaufgaben des Fasziennetzwerkes aus der Kommunikation, der Reizweiterleitung und der Versorgung des sie umgebenden Gewebes. Sie schützen, polstern, geben und erhalten Strukturen und sorgen bei der Bewegung für die Kraftübertragung und -speicherung. Darüberhinaus sind sie für den Spannungserhalt verantwortlich und sorgen für die Dehnbarkeit der Muskeln. Diese Grundfunktionen ergänzen sich gegenseitig und sind von einander abhängig.
Wenn das Fasziengewebe verklebt, verhärtet oder verfilzt
Die obersten Feinde eines gesunden Bindegewebes sind Bewegungsmangel und – nicht zu unterschätzen – Stress. Ein geschwächtes Bindegewebe büßt einen Teil seiner Funktionsfähigkeit ein. Die Folgen sind der beginnende Abbau des Gelenkknorpels, steigende Brüchigkeit der Sehnen, Verluste der Elastizität der Blutgefäße. Stress sorgt durch seine negative Einflussnahme über die Störung der Zellatmung für die Bildung sogenannter freier Radikale. Diese freien Radikale sind Moleküle, denen in ihrer Struktur ein Elektron fehlt, das sie aus anderen Molekülverbänden ziehen. So geschädigte Moleküle, die auch in der Erbsubstanz vorhanden sind und hier mit für die Erneuerung der Gewebe zuständig sind, können im Zellverband nicht mehr richtig arbeiten. Freie Radikale sind die Folge von Stoffwechselbelastungen, wie sie auch der Hochleistungssport mit sich bringt, Umweltgifte, denen wir täglich über die Konsumierung von Pestiziden und Herbiziden ausgesetzt sind, Chemikalien, die wir über Medikamente zu uns nehmen, starke Sonneneinstrahlung im Sommer und ganz besonders von Stress und Angst.
Auf der Suche nach der Ursache von nicht mehr ausreichend arbeitendem Fasziengewebe, darf die emotionale Situation nicht außer acht gelassen werden. Aber auch bei überwiegend sitzenden Tätigkeiten oder bei längeren Erkrankungen leidet das Fasziengewebe – also bei wenig Bewegung. Durch die fehlende Bewegung verfilzen, verkleben oder verhärten sich die Faszien, was eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit mit sich bringt, nicht selten in Begleitung von Muskelschmerzen. Aufgrund solcher Schmerzen wird eine „Schonhaltung“ eingenommen, die das Ganze mehr verschlimmert als zu verbessern. Denn die Schonhaltung verursacht eine Überbelastung an anderer Stelle, was oftmals ebenfalls von Schmerzen begleitet wird.
Bewegungsmangel ist auch für das Lymphsystem ein Problem, denn die Lymphe fließt nur durch die Muskelpumpe. Bei mangelnder Bewegung kann die Lymphe nicht richtig durch das Gefäßsystem transportiert werden und es kommt zu einem Lymphstau. Die Lymphe transportiert unter anderem den Stoff Fibrinogen, dieser wird bei einem Lymphstau im Gewebe eingelagert und in den körpereigenen Klebstoff Fibrin umgewandelt. Dieser Klebstoff verklebt nun das Fasziengewebe, es verliert seine Zugkraft und Flexibilität, was die Bewegungsmöglichkeiten stark einschränkt. Durch das Erstarren der Faszienstruktur können Nerven eingeklemmt oder gequetscht werden – eine Ursache für unangenehme Schmerzen.
Dauerhafter oder lang anhaltender Stress kann eine Überbelastung des Fasziengewebes verursachen. Unter Stress sind die Faszien unter permanenter Spannung, dauert diese Spannung zu lange an verlieren die Faszien ihre Flexibilität – ähnlich einem ausgeleierten Gummiband. Auch Flüssigkeitsmangel wirkt sich nachteilig auf das Bindegewebe aus. Durch den zu niedrigen Flüssigkeitsanteil im Körper verhärtet sie Struktur der Faszien – sie werden fest und unflexibel, verfilzen oder verwachsen miteinander. Durch die so veränderte Struktur wird die Bewegung der Muskeln stark eingeschränkt, was vor allem im Bereich der Gelenke zu starken Schmerzen führen kann.
Durch die erstarrte Struktur der Hülle, die die Organe umgibt, wird die Versorgung erschwert. Nährstoffe können nur schwer zu den Organen hin und Schad- und Abfallstoffe (Reste des Stoffwechsels) schwer von den Organen abtransportiert werden, was die Funktionsfähigkeit der Organe beeinträchtigt. Die Hirnhaut zieht sich zusammen, so dass sich der Abstand von Gehirn und Schädelknochen vergrößert und die Verletzungsgefahr erhöht, da durch den vergrößerten Raum das Gehirn bei zum Beispiel einem Sturz mit großer Kraft gegen die Schädeldecke geschleudert wird.
Ursachen und Folgen beschädigter Faszien
Schäden an den Faszien können schwerwiegende Folgen haben. Muskelkater, lange als harmlose Lappalie abgetan, entsteht durch feine Risse im Fasziengewebe, die Entzündungen des umgebenden Gewebes nach sich ziehen, die wiederrum eine falsche Signalweiterleitung zur Folge haben. Neueste Forschungen haben ergeben, dass das Bindegewebe mit Rezeptoren durchsetzt ist, so können bei einseitiger Belastung Schmerzfelder entstehen, die ihren Ursprung im Fasziengewebe haben. Hier sind in erster Linie Rückenprobleme zu nennen, die in häufigen Fällen nicht von den Bandscheiben oder der Wirbelsäule ausgehen, sondern auf Verletzungen der Rückenfaszie zurückzuführen sind, die mit besonders vielen Rezeptoren ausgestattet ist.
Akute oder chronische Überbelastungen können Triggerpunkte in der Skelettmuskulatur aktivieren, das sogenannte Muskel-Faszien-Syndrom. Das Leitsymptom sind Schmerzen, die oft unspezifisch auftreten. Diese Schmerzen entstehen durch Fehlfunktionen im Muskel, welche die Folgen der aktivierten Triggerpunkte sind. Werden solche Schmerzen nicht therapiert – oftmals wird die eigenetliche Ursache der Schmerzen nicht erkannt – kann das eine Kettenreaktion mit weitreichenden Folgen auslösen. Eine Reaktion auf den Schmerz ist eine Veränderte Körperhaltung, die das Ganze noch verschlimmert. Durch diese „Falsche“ Köperhaltung kommt es zu Belastungen und Überbelastungen von Muskeln an anderen Körperstellen, was die Aktivierung anderer Triggerpunkte zur Folge haben kann, worauf wiederum Fehlfunktionen und Schmerzen folgen können. Letzten Endes kann dies komplexe Veränderung von Körperhaltung und Motorik nach sich ziehen und wiederum Triggerpunkte aktivieren. Es entsteht ein sehr komplexes Schmerzmuster, das schwerwiegende Funktionsausfälle auslösen kann. So können organische Symptome wie Brustenge oder Herzschmerzen auch auf ein Muskel-Faszien-Syndrom des großen Brustmuskels hinweisen.
Eine Übersäuerung des Körpers, die unter anderem durch ungesunde Ernährung, psychische Probleme oder anhaltenden Stress hervorgerufen werden kann, greift die Faszien aufgrund des hohen Anteils an Flüssigkeit besonders an. Zudem treten durch den zu hohen Säureanteil Reizungen und Entzündungen im Gewebe auf. Da auch Nerven von Faszien umhüllt sind können diese Reizungen auch auf die Nerven übergreifen, was wieder zu Schmerzen führt.
Faszien umhüllen die einzelnen Muskeln und Muskelgruppen und schützen sie vor gegenseitiger Reibung, sie halten die inneren Organe in ihrer Lage, und verbinden Knochenstrukturen – hier sei nur an den Zusammenhalt der Wirbelkörper der Wirbelsäule erinnert – die durch sie Stabilität und Belastbarkeit bekommt. So sind Faszien überall in unserem Körper zu finden und an seinen Funktionen in vielfältiger Weise beteiligt. Daher können Verklebungen und Entzündungen weitreichende Folgen haben, die über Unwohlsein oder eine Einschränkung der Beweglichkeit hinausgehen können. Ein durch Entzündungen geschwächter Bewegungsapparat neigt durch die automatisch eingenommene Schonhaltung zu Fehlstellungen, die sich negativ auf die Funktion der inneren Organe auswirken. So kann eine eine rechtsverlagerte Haltung der Wirbelsäule zu akuten Problemen bei der Leberfunktion führen.
Triggerpunkte – Verletzung der Muskelzelle durch Über- und Unterforderung
Die Beschwerden neigen dazu auszustrahlen und aktivieren unter Umständen weitere Triggerpunkte, in diesem Kontext als Satellitentriggerpunkte bezeichnet, was eine Art Kettenreaktion auslösen kann. So entsteht ein sehr komplexes Schmerzmuster, das, neben den unangenehmen Empfindungen auch Funktionsausfälle zur Folge haben kann. Als Symptome für ein Muskel-Faszien-Syndrom sind wohl als häufigste Ursache Rückenschmerzen zu nennen, aber auch Spannungskopfschmerz, Ischiasschmerzen, Schleimbeutelentzündungen und Schwindel sind nicht selten. Je nach Lage des aktivierten Triggerpunktes können sich die Beschwerden vielfältig äußern und scheinen auf den ersten Blick nichts mit dem Muskel-Faszien-Syndrom zu tun zu haben So können Herzschmerzen und Brustenge durchaus als Symptome für ein Muskel-Faszien-Syndrom stehen, wie Knirschen mit den Zähnen oder Atemprobleme. Gerade die im Brustbereich auftretenden Schmerzen, die vom Laien häufig als ein akutes Herzproblem fehlgedeutet werden, gehen mit großer Angst und einer akuter psychischen Belastung einher, die, gerade im Straßenverkehr weitreichende Folgen haben können.
Das Training veranlasst die Faszien dazu neue Gewebefasern zu bilden und alte Fasern zu ersetzen. So ist es möglich im Verlauf eines Jahres rund die Hälfte des Fasziengewebes zu ersetzen. Das neue Fasziengewebe weist alle Eigenschaften eines gesunden Bindegewebes auf und behält diese auch, da bei kontinuierlichem Training verbrauchte Fasern immer wieder ersetzt werden. Es bleibt stabil, fest und elastisch. Zudem wird durch das regelmäßige Training, die regelmäßige Bewegung, ein Verkleben oder Verfilzen der Fasern verhindert, was wiederum Verletzungen oder Beschwerden vorbeugt. Osteopathen, Krankengymnasten und Masseure wissen um die Vorteile eine gesunden Bindegewebes und die Beschwerden die „ungepflegte“ Faszien auslösen können und binden dieses Wissen in ihre Therapien ein. Ein trainiertes Bindegewebe hilft nicht nur Beschwerden vorzubeugen, sondern das Training ist auch dazu angetan bestehenden Beschwerden zu lindern und die Ursachen dieser zu bekämpfen, so kann eine eingeschränkte Mobilität durch das entsprechende Training zumindest in Teilen wieder hergestellt werden. Selbstverständlich sollte sich ein jeder über die Vorzüge eines gesunden Bindegewebes bewusst sein, so dass Beschwerden erst gar nicht ausgelöst werden.
Das Faszientraining
Das Fasziengewebe zu trainieren ist einfacher als es vermuten lässt. Wichtig ist, dass das Training regelmäßig stattfindet und aus weichen und dynamischen Bewegungen besteht. Es soll Spaß machen und Entspannung bringen, ein Aspekt, der in unserer sich immer schneller drehenden Welt von enormer, nicht zu unterschätzender Wichtigkeit geworden ist. Die Übungen, die ein Faszientraining ausmachen sind keineswegs kompliziert und können auch zuhause ohne Anleitung durchgeführt werden, in der heutigen Zeit in der die Menschen immer weniger Zeit haben, ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Das Training selbst beruht auf dem Prinzip der dynamischen und langsamen Bewegung und Dehnung der Muskulatur und des Fasziengewebes. Hier verbinden sich mehrere Konzepte. Die Dehnübungen, die eine gute Zusammenarbeit von Muskeln und Fasziengewebe ermöglichen sollen, das Training mit entsprechenden Trainingsgeräten, wie der Faszienrolle, das gezielt eingesetzt werden kann um Beschwerden und Schmerzen zu lindern und die Koordination und Tiefenwahrnehmung der Bewegungsabläufe – die Bewegung wird, ausgehend von den weiten Makrostrukturen bis in die feinste Mikrostruktur hinein durchgeführt. Die Kombination dieser unterschiedlichen Trainingsansätze bedingt ein neues, verändertes Körpergefühl. Jede Bewegung wird bewusst anders wahrgenommen und die Eigenwahrnehmung des Körpers wird verbessert. Durch das Training des Fasziengewebes ist der Körper in der Lage die Informationen schneller und zuverlässiger an das Gehirn weiter zuleiten, diese verbesserte Selbstwahrnehmung des Körper ermöglicht einen dynamischeren Bewegungsablauf, die Bewegungen werden koordinierter, was das Verletzungsrisiko erheblich vermindert.
Faszientraining – das Wundermittel gegen Cellulite?
Cellulite – wer kennt sie nicht, diese unschönen Beulen und Dellen an Po, Oberschenkeln und zuweilen auch an den Oberarmen, die – vor allem Frauen leiden darunter – gerade im Sommer das Tragen von kurzer Mode und hübscher Badebekleidung vergällen. Das Problem, das nicht nur Frauen haben, ist aus medizinischer Sicht grundsätzlich nicht gefährlich. Jedoch hat die Erforschung der Faszien und deren vielfältigen Funktionen, die bislang unterschätzt wurden, Erkenntnisse gebracht, die daraufhin deuten, dass eine ausgeprägte Cellulite ein Hinweis auf eine fasziale Fehlfunktion darstellt, deren Ursachen tief im Inneren des Körpers liegen können. Eine Erkenntnis, die der Therapie neue Wege weist. Eine Fehlfunktion, die schlussendlich eine deutliche Einschränkung des körperlichen Wohlgefühls zur Folge haben kann, muss in der Tiefe und nicht an der Oberfläche behandelt werden. Mit Faszienrollen kann man hier wunderbar in die Tiefe arbeiten. Die „Happy Roll“ stimuliert mit der unterschiedlichen Oberfläche zusätzlich noch die Triggerpunkte.
Cellulite – Was ist das?
Die Beulen und Vertiefungen, die auf Unregelmäßigkeiten im Bereich des subkutanen Fettgewebes zurück zu führen sind, und als Erscheinungsform der Cellulite identifiziert werden, entstehen durch eingelagerte und aufgeblähte Fettzellen im Unterhautgewebe. In diesen werden Schlackstoffe und Reste des Stoffwechsels eingelagert, die nicht richtig abtransportiert werden. Für den Abtransport dieser Stoffe ist das Lymphsystem zuständig,. Da doch die Lymphe nicht über über ein eigenes Pumpsystem, wie ihn etwa das Blutgefässystem besitzt, fließt sie nicht von allein – sie muss von außen aktiv bewegt werden.
Für diese Bewegung ist die so genannte Muskelpumpe zuständig, die auch im Bereich der unteren Extremitäten für den effektiven Abtransport des venösen Blutes hin zum Herzen einen wesentlichen Beitrag leistet.
Eine Entlastung des Herzens beim Rücktransport des venösen Blutes ist ein wesentlicher Faktor für dessen Gesunderhaltung. Hier werden durch die Kontraktion der Beinmuskulatur – wie sie zum Beispiel beim normalen Laufvorgang, oder gymnastischen Übungen erfolgt – die venösen Gefäße rhythmisch kontrahiert und so das Blut, von Venenklappe zu Venenklappe, nach oben gedrückt – ein Vorgang, der die Herzarbeit stark entlastet. Der Transport der Lymphflüssigkeit benötigt für ihren Transport ebenso die Muskelpumpe, die für ihre Arbeit wiederum auf ein gesundes und intaktes Bindegewebe angewiesen ist. Ein starkes und effektiv arbeitendes Fasziengewebe ist die Basis für einen zügigen Transport der Lymphflüssigkeit, die auch für die Entgiftung des Gewebes zuständig ist. Leider ist das Bindegewebe nicht immer in der Lage seine Aufgabe ausreichend zu erfüllen. Ein schwaches Bindegewebe kann vielfältige Gründe haben – hier kann das Faszientraining Abhilfe schaffen.
Faszientraining – der Cellulite den Kampf ansagen
Das Fasziensystem ist ein reißfestes und kollagenreiches Gewebe, das sich durch Belastbarkeit, Elastizität und Formstabilität auszeichnet. Die Faszien sind ein zeitlebens stark belastetes Gewebe, das, um seine Leistungsfähigkeit zu behalten, ständig erneuert werden muss. Die regelmäßige Regeneration des Faszienapparates gewährleistet dessen uneingeschränkte Leistungsfähigkeit. Ein regelmäßiges Bewegungstraining sorgt dafür, dass die Zellen des Bindegewebes neue Kollagenfasern bilden und so die alten ersetzt werden und stellt damit eine effektive Methode dar, die Regeneration dieses äußerst wichtigen Gewebes zu unterstützen. Durch das regelmäßige Training werden die Durchblutung und damit die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen verbessert. Mit den richtigen Trainingsmethoden und der damit verbundenen Unterstützung ist der Körper in der Lage über einen längeren Zeitraum gesehen das Bindegewebe optimal zu erneuern.
Faszientraining ist das Training mit dem mehr als doppelten Effekt. Das Faszientraining hilft nicht nur im Kampf gegen die Cellulite und der Reduzierung der durch sie hervorgerufenen unschönen Strukturveränderung der Oberflächenreliefs der Haut, es bewahrt auch vor Wiederentstehung der störenden Beulen. Darüberhinaus führt es aufgrund der komplexen körperweiten Struktur des Fasziengewebes auch zu einem allgemeinen Anstieg des Wohlbefindens. Durch ein regelmäßiges Training kann die wieder geschaffene Straffheit und Elastizität von Haut und Bindegewebe bewahrt und der gesamte Bewegungsapparat in seinen Aufgaben unterstütz werden. Das Ergebnis sind geschmeidige, zielgerichtete und energieoptimierte Bewegungsabläufe.
Zudem führt die Wiederherstellung der Versorgung dieses Gewebes zu einer Prävention bestimmter Beschwerden – hier seien nur die klassischen Rücken-, Gelenk- und spannungsinduzierten Kopfschmerzen erwähnt – was ein hohes Maß an körperlichem und seelischem Wohlbefinden zur Folge hat, was eine allgemeine Reduzierung des Faszientonus zur Folge hat, der sich direkt positiv auf das seelische Befinden auswirkt. In den Bewegungsabläufen, wie auch in der gesamten Motorik findet das Faszientraining seinen Niederschlag. Ein trainierter und geschmeidiger Faszienapparat ist die Basis jeder energetisch optimierten und zielsicheren Bewegung. Ob beim Sport, oder aber auch bei den alltäglichen Anforderungen, denen der Bewegungsapparat genügen muss – auch langes Sitzen gehört dazu – sind trainierte Faszien die Grundlage. Alle Bewegungen werden weicher und dynamischer, können schmerzfrei und kraftvoll ausgeführt werden. Das hat eine bessere Körperwahrnehmung und Bewegungskoordination zur Folge und die Gefahr von bewegungsbedingten Verletzungen wird stark reduziert. Darüberhinaus spart ein leistungsstarkes Netzwerk von Faszien Energie und beugt so vorzeitiger Ermüdung vor.
Sportarten, die Faszien trainieren
Wo liegen die Gemeinsamkeiten von kindlichem Toben, Trampulinspringen und dem Räkeln von Katzen? Auf den ersten Blick gibt es keine, mag man geneigt sein zu glauben, das ist jedoch weit gefehlt. Alle diese Bewegungsabläufe haben eines gemeinsam, sie dehnen den Körper und trainieren damit das Fasziengewebe des Körpers. Es gibt einige Sportarten, die dazu angetan sind, das Fasziengewebe zu trainieren, die meisten davon sind bereits lange bekannt, doch wird ihr Wert für die Gesundheit erst jetzt wirklich deutlich.
Yoga bietet die Möglichkeit den gesamten Körper zu dehnen, das Fasziengewebe reagiert besonders auf solche Dehnungsreize und wird durch Dehnungsübungen stimuliert Verklebungen und Verfilzungen im Gewebe zu lösen und alte Gewebestrukturen durch neue, elastische zu ersetzen. Im Yoga stehen verschiedene Trainingsansätze zur Verfügung. Da kein Mensch gleich ist und nicht jeder auf die gleichen Reize und Impulse im gleichen Maße reagiert, bietet sich hier für jeden die Möglichkeit Übungen zu finden, auf die der Körper im bestmöglichen Maß reagiert, was dem Erfolg des Trainings Vorschub leistet. Hier sollten noch die fernöstlichen Methoden des Tai Chi und Qi Gong sowie das Konzept des Pilates und evtl. auch die Kampfsportarten Judo und Karate genannt werden. Als Beispiel für den Effekt, den ein gesundes Bindegewebe auf die Muskeln ausübt, kann man die Kängurus nennen, die sich den sogenannten „Katapult-Effekt“ bei ihren Sprüngen zu Nutze machen.
Der Struktur und den vielfältigen Aufgaben der Faszien wurde bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Erst nach und nach wurde sich dem komplexen System angenähert, das das Netzwerk der Faszien darstellt und ein neues Bewusstsein entstand. Nach neuesten medizinischen Erkenntnissen spielen die Faszien für körperliche Gesundheit und körperliches Wohlbefinden eine weitaus größere Rolle als bisher angenommen. Diese Erkenntnisse haben im Sport ihren Niederschlag gefunden und zur Entwicklung neuer Trainingsmethoden oder -ansätze beigetragen, aber auch für die Bewältigung der alltäglichen Anforderungen, die an den Bewegungsapparat gestellt werden, haben sie wertvolle Beiträge geleistet.
Die „Facia-Fitness“ – den ganzen Körper ansprechen
Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf einem gesunden Bindegewebe. Ein gesundes Bindegewebe ist fest aber elastisch zugleich. In dieser Eigenschaft ist es dazu angetan die Belastbarkeit des Körpers zu garantieren. Es stabilisiert Bänder und Sehnen, vermeidet Reibungen der Muskulatur an Gelenken und einzelner Muskelgruppen untereinander und schützt vor Verletzungen. Ein gesundes Bindegewebe ist in der Lage den menschlichen Körper – bis ins hohe Alter – elastisch und belastbar zu halten und der Alterssteifigkeit vorzubeugen. Wurden bisher einzelne Muskeln oder Muskelgruppen trainiert, geht es nun um das Training eines ganzen Netzwerks, denn Faszien vernetzen den gesamten Körper. Sie spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn es um die Leistungsfähigkeit der Muskeln, sowie die Wahrnehmung und die Koordination von Körperbewegungen geht. Bisher wurden vier Bereiche des Faszientrainings herausgearbeitet. Im Folgenden werden die vier Trainingsmodelle vorgestellt aus denen sich die „Facia-Fitness“ zusammensetzt.
Soft-Tissue Stretching – keine langweiligen Dehnungsübungen
Das Ganzkörperstretching – oder auch Fasziennetzwerkstretching – steht hier im Mittelpunkt. Auf angenehme, spielerische und kreative Weise wird der ganze Körper gedehnt. Über gleitende, nicht anstrengende Bewegungen werden Muskeln, Sehnen und Bänder sanft gedehnt und so das optimale Zusammenspiel dieser Strukturen gefördert. Denn ein Muskel kann nur richtig arbeiten, wenn die Verbindung zu den Faszien intakt ist, ist dies nicht der Fall, beeinträchtigt das die Muskelarbeit. Um das Muskel-Faszien-System zu optimieren sind keine komplizierten Workouts oder Trainingseinheiten von Nöten, denn bereits durch Veränderungen die aus den bereits bekannten Dehnungsübungen resultieren, kann das Fasziensystem nachhaltig unterstützt werden. Wichtig ist dabei nur, dass es sich um weiche dynamische Bewegungen handelt und der Körper keiner Belastung ausgesetzt ist, was den Trainingserfolg nicht nur zunichte machen, sondern ihn in das Gegenteil verkehren würde.
Rebound Elasticity – effektives Krafttraining
Dahinter steht der Gedanke, dass mehr Kraft mehr Bewegung bringt. Die Trainingsmethode folgt dem Prinzip des „Elastic-Recoil“. Die Muskeln können effektiver arbeiten und mehr Kraftleistung erbringen, wenn die, sie umgebenden Faszienstrukturen in eine Vorspannung gebracht werden. Ein kraftvoller trainierter Muskel ist die Grundlage eines funktionierenden Bewegungsapparates, denn ein noch so effektiv arbeitendes Fasziensystem, kann nicht ohne die entsprechende Leistungsfähigkeit der Muskulatur auskommen.
Die Rebound Elasticity bringt eine hohe Effizienz und fördert die Körperästhetik, wobei der zeitliche Aufwand – gemessen an normalem Krafttraining – nicht ins Gewicht fällt.
Facial Release – Möglichkeiten der Schmerzbehandlung
Diese Methode stellt eine Möglichkeit dar, Beschwerden selbst zu behandeln und damit zu lindern. Dabei werden mit Hilfe einer Trainingsrolle die Bindegewebsstrukturen unter sanften Druck gesetzt. So können Verklebungen und Verfilzungen auf angenehme und einfache Weise zu Hause gelöst werden, was der Beweglichkeit zu Gute kommt und zur Schmerzlinderung beiträgt. Diese Trainingsmethode findet auch in der Behandlung von orthopädischen Erkrankungen ihren Einsatz. Eine preiswerte Methode, die nach kurzer Anleitung vom Patienten selbst gefahrfrei vorgenommen werden kann.
Fluid-Refinement – ein neues Selbstbewusstsein
Das Fasziensystem durchzieht den gesamten Körper wie ein Netzwerk und weist – je nach Notwendigkeit – unterschiedliche Strukturen auf. Das Fasziengewebe umhüllt einzelne Muskeln- oder Muskelgruppen, es hält die inneren Organe elastisch in ihrer Position, es sorgt für die reversible Verschieblichkeit der Haut und es hält Knochenstrukturen wie die Wirbelsäule in ihren Bestandteilen fest und dennoch elastisch zusammen. Die Methode des Fluid-Refinement setzt bei den Makrostrukturen an und führt den Bewegungsimpuls bis in die feinen Mikrostrukturen hinein aus. Die daraus resultierende veränderte Körperwahrnehmung und die Verfeinerung derselben ist das Ziel dieser Trainingsmethode. Das entstehende neue „Selbstbewusstsein“ führt zu einem Abbau eventueller Fehlhaltungen und zu einer besseren, sowie ausgewogeneren Bewegungskoordination. Hierbei handelt es sich nicht um ein reines Bewegungsprogramm, vielfältige Impulse stimulieren die Rezeptoren im Fasziensystem und steigern auf diese Weise die körperliche Selbstwahrnehmung.
Faszientraining – mit Altbekanntem trainieren
Eine bereits alte, bekannte, sowie überaus erfolgreiche Trainingsmethode, die auf Basis dieser Konzepte arbeitet, ist Yoga. Im Yoga vereinen sich Dehnungsübungen mit Übungen zur Körperwahrnehmung. Tiefe Entspannung verbindet sich mit konzentrierter Muskelarbeit und schafft so ein neues bewusstes Gefühl für den eigenen Körper. Ebenso gehören die traditionellen Trainingsmethoden des Tai Chi – hier werden mit langsamen und fließenden Bewegungen, die den Körper jedoch in permanenter Spannung halten, die Faszien trainiert – oder auch Qi Gong zu den Konzepten, die ganzheitlich orientiert und daher bestens geeignet sind das Fasziensystem zu trainieren und in ihrer Funktion zu unterstützen.
Die im Tai Chi thematisierte Qi-Kraft basiert auf den den Eigenschaften des Bindegewebes. Die durch das Faszientraining optimierte Selbstwahrnehmung steigert die Fähigkeit gezielt zu entspannen. Im Tai Chi und Qi Gong werden die Faszien als eine Art Parallelmuskulatur trainiert. Das Fasziengewebe ist ein Energiespeicher, hier wird nun eine Verbindung gesehen zu den traditionellen Nairiki-Kata, die für die Entwicklung der inneren Kraft stehen. Qi Gong und Tai Chi werden von Experten als ideales Training für die Faszien angesehen, seit jeher ist das Training des Bindegewebes ein traditioneller Bestandteil der Übungen der asiatischen Kampfsportkünste. Ein trainiertes Fasziengewebe optimiert die Balance, die Koordination und den Krafteinsatz. Was ein gesundes Bindegewebe zu leisten vermag, ist vielleicht am einfachsten zu verstehen wenn man sich den Katapulteffekt eines Känguruhsprungs betrachtet, oder an die geschmeidigen und fließenden Bewegungen von Katzen denkt.
Trainingsgeräte
Im Focus des faszientrainings stehen die Steigerung der Faszienelastizität, die optimierung des Lympphflusses, sowie die reibungsfreie Funktion des Faszienapparates. Zur Stärkung, Gesunderhaltung oder zur Reaktivierung des Faszienapparates bieten sich verschiedene Sportgeräte an. An erster Stelle sei hier die sogenannte Faszienrolle erwähnt. Sie übt leichten, jedoch intensiven Druck auf das Fasziengwebe aus. Auf diese Weise werden die Faszien schwach gedehnt, der Lymphfluss wird angeregt und eventuell bestehende Verfilzungen oder Verklebungen werden gelöst. Auch für den schnellen Einsatz eignet sich dieses therapeutische Gerät: bei akuten Schmerzen leistet die Faszienrolle direkte Abhilfe. Sogenannte Triggerpoint anregende Trainingsgeräte, die sich optimal zur Selbstmassage eignen, üben punktuellen Druck auf die zu behandelnde Stelle aus und ermöglichen eine gezielte Behandlung der Triggerpunke. Die Faszienrolle, wie zum Beispiel das Set „Rock’n’Roll“ – eher für die großflächige Anwendung optimiert – und der gezielt arbeitende Triggerpunkt-Stift ergänzen sich in der Behandlung von Faszienproblemen.
Auch die Anwendung von Tennisbällen, gerade im Bereich des Nackens, der Fußsohlen und der Hände kann gezielt Abhilfe Schaffen. Strechbänder dehnen auf sanfte Weise das Fasziengewebe und sind in der Anwendung sehr einfach.
Übungspläne
Grundsätzlich muss vor dem Beginn jeder Übung eine Aufwärmphase erfolgen, die die Muskulatur und den Faszienapparat auf die bevorstehenden Belastungen vorbereitet und so Muskelzerrungen und anderen Verletzungen vorbeugt. Danach gilt es zu beachten, dass der Faszienapparat immer von unten nach oben trainiert werden muss.
Übung für den Faszienapparat der Füße
Der in der Fußsohle verlaufen Plantarsehne verdankt der Fuß seine gewölbte Kontur. Die Plantarsehne ist die dickste Sehne im Körper des Menschen und muss dennoch dehnbar sein. Hier bitet sich eine Übung mit dem Tennisball an, die die Plantarsehne anregt und ihre Verschieblichkeit erheblich zu steigern vermag.
Mit nackten Füßen und in einer leichten Schrittstellung wird der Tennisball hinter die Zehen des vorderen Fußes gelegt. Die Gewichtsverlagerung vom hinteren auf den vorderen Fuß übt Druck auf den Ball und so auf die Sehne aus. Nun wird der Tennisball unter Aufrechterhaltung des Drucks von den Zehen hin zur Ferse gerollt. Beide Füße sind auf diese Weise nacheinander jeweils drei Minuten zu trainieren. Bei einer regelmäßigen Anwendung dieser Übung werden eine Aktivierung der Plantarsehne und eine Anregung des Lymphflusses, sowie des gesamten Stoffwechsels in diesem Bereich das Ergebnis sein.
Übung für die Schulter und den Schultergürtel
Probleme in dieser Zone sind in der Bevölkerung am weitesten verbreitet. Sitzende Tätigkeiten und stereotype Bewegungsabläufe gehören zu den klassischen Auslösefaktoren. Ein ausreichend trainierter Schulterbereich kann diesen Beschwerden vorbeugen.
Mit dem Gesicht zu einer Wand und schulterbreit gespreizten Beinen wird der Körper im Abstand von ungefähr einem Meter nach vorne gegen die Wand fallen gelassen. Die Hände fangen die Bewegung auf und stoßen den Oberkörper dann sanft wieder in seine Ausgangsstellung zurück. Diese Übung wird mehrmals wiederholt und dann mit in der Höhe versetzten Händen ausgeführt. Nach einer Wiederholungsfrequenz von mindesten 30 Abläufen sollte diese Übungseinheit beendet werden.
Übung für den Nacken
Verspannungen im Bereich des Nackens sind häufig die Ursache für Kopfschmerzen, da die Nackenfaszie vom Nacken über den Kopf bis zur Stirn zieht. Sie ist wesentlich an der Aufrechthaltung des Kopfes beteilligt.
Die Hände werden mit den Daumen nach außen oberhalb der Knie abgestützt, während die Beine – ähnlich wie bei einer Kniebeuge – in etwa der doppelte Breite der Hüfte mit leicht gebeugten Knien auseinanderstehen. Der Oberkörper ist nach vorne gebeugt. Dann vollzieht der Kopf eine schlängelnde Vor- und Zurückbewegung zwischen dem Brustbein und den Schulterblättern. Der gleiche Bewegungsablauf erfolgt nach mehreren Wiederholungen zu den Seiten hin, so dass der Kopf zwischen den Schultern die Bewegung vollzieht. Die Bewegungen können je nach Empfindung abgewandelt werden, nur müssen sie vorsichtig und gleichmäßig ausgeführt werden. Diese Übung sollte nach fünf Minuten beendet werden, nachdem in der Schlussphase die Bewegungen des Kopfes immer kleiner geworden sind.
Medizinische Studien und Trends im Bereich der Faszienforschung
Das eher stiefmütterlich behandelte Thema Faszien und ihre optische Darstellung zu diagnostischen Zwecken endete im Jahr 2007 beim ersten Faszienkongress in Boston – dem Fascia Research Congress 2007 – auf dem dieser wichtige Themenkreis fokussiert wurde. Die zentrale Rolle des Fasziengewebes als Basis körperlichen Wohlbefindens und Leistungsfähigkeit wurde endlich anerkannt. Der nun einsetzende rege Informationsaustausch von Sportmedizinern, Allgemeinmedizinern, Osteopathen, Homöopathen, Akkupunkteuren und Physiotherapeuthen führte zu einer rasanten Entwicklung der Faszienforschung, die sich heute qualitativ hochwertiger bildlicher Darstellung der Gewebe erfreuen kann. Eine Entwicklung, die nicht in den wissenschaftlichen Einrichtungen halt macht, sondern den Patienten – Sportlern, wie Privatpersonen – direkt zugute kommt. Prävention, Therapie und Rehabilitation sind die Themen, um die es heute im Rahmen der Erforschung des Fasziennetzwerkes geht.
Sharewave Elastographie – bildliche Darstellung der Faszien
Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei der körperweiten Faszienstruktur um eine Weichteilstruktur handelt, ist die Anwendung bildgebender Verfahren problematisch. Allerdings ist heute mit hochauflösenden Ultraschallgeräten die Abbildung von Faszien möglich. Ein wertvolles Verfahren, das den Namen Sharewave Elastographie trägt und dem in der Diagnostik der Fasziendicke eine wesentliche Rolle zukommt. Es handelt sich hierbei um ein schmerz- und nebenwirkungsfreie Methode. Neben der bildlichen Darstellung der Faszien bietet sich über die Elastographie eine Möglichkeit an die Elastizität des Gewebes zu ermitteln. Dieses Verfahren geht mit der Ultraschalluntersuchung parallel einher und ermöglicht über eine besondere Ultraschallwelle einen Einblick in die Dehnungskapazität des Fasziengewebes. Die Informationen, die über die Gewebemessungen gewonnen werden, lassen Rückschlüsse auf deren Elastizität zu. So kann der in diesem Verfahren geschulte Mediziner über den Vergleich mit Normwerten der Steifigkeit der Rückenfaszien, der Faszien im Schulterbereich, der Faszien des Sprunggelenkes, oder – heute aktueller denn je – den Faszien der Wirbelsäule, den Gesundheitszustand seines Patienten ermitteln. Eine Verbesserung der Beschwerden nach einer osteopathischen-, physiotherapeutischen-, oder homöopathischen Behandlung, liefern neue Daten anhand von Vorher-Nachher-Messungen und diese sorgen für eine stete Vergrößerung des Datenpools für die Gewebeelastizität, die eine Diagnostik über einen Vergleich der Werte möglich macht. Die Datenerhebung erfolgt schichtweise – für Faszien und die Muskulatur.
Myton – Information durch Schwingung
Ein weiters Verfahren ist das sogenannte Myton, das über Schwingungsimpulse, die über einen Plastikkopf – ähnlich dem eines Ultraschallkopfes – ausgelöst, dem Muskel einen Stoß versetzt. Nun können über die Reaktion des Gewebes deren Elastizität und Dehnungspotential gemessen werden. Aufgrund der einfachen Anwendung und dem geringen Kostenaufwand wird sich in Zukunft eine große Datenmenge ermitteln lassen und dem behandelnden Arzt steht schon jetzt eine Technik zur Verfügung, die unmittelbar greifbare diagnostische Ergebnisse erzielt, die dem Patienten direkt zugute kommen. Darüber hinaus sind die erwähnten Verfahren aufgrund ihrer Merkmale besten für Routineuntersuchungen geeignet, die um Rahmen der Vorsorge spätere Behandlungskosten zu minimieren helfen. Die Technik der Sharewave Elastographie und die Anwendungsereiche des Myton, stehen noch am Anfang, jedoch verweisen die bis jetzt erbrachten Ergebnisse auf eine große Zukunft der bild- und datengebenden Verfahren im Rahmen der Fasziendiagnostik.
Weiterführende Links und Quellen:
- http://www.somatics.de/artikel/for-everybody
- http://www.rolfing.org/index.php?id=209&L=2
- https://www.anatomytrains.com/at/
- http://www.fascial-fitness.de/de/presse/pressearchiv/fachmedienhttp://www.myofascial.de/weiter.html
- http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/quarks_und_co/videodasulmernetzwerkaufderspurderfaszien100_size-L.html?autostart=true#banner
- http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2012/faszien-104.html